„Rom 604. Papst Gregor hat jüngst seinem Schreibgehilfen Petrus Diaconus neue Melodien vorgesungen, welche Diaconus während des Diktats sofort aufgeschrieben habe. Die Melodien seien jedoch nicht vom heiligen Vater selbst ausgedacht, so Diaconus. Er habe sie viel mehr vom heiligen Geist, in Form einer Taube, ins Ohr geflüstert bekommen.  Stellung wollen beide nicht beziehen, Petrus Diaconus beteuert jedoch die Echtheit dieses Vorganges.“ 

Wäre ein Zeitungsreporter, eine Zeitungsreporterin damals vor Ort gewesen, hätte er oder sie den Artikel wohl so geschrieben.

Zugegeben, recht lange hielt und hält sich, sogar bis heute, die Mär über die Entstehung der Gregorianik. Zweifelsohne war Gregor I. (540-604) eine führende Persönlichkeit seiner Zeit. Seine Prominenz war jedoch wesentlich ausschlaggebender, wird er bekanntlich auch Gregor der Große genannt, für die Namensgebung des Gesanges. Dennoch reicht die Vorgeschichte der Entstehungszeit in diese Ära zurück. Deswegen wird die Gregorianik schnell als „verstaubtes Relikt aus der musikalischen Rumpelkammer “ abgestempelt. 

Dass diese Behauptung nicht der Tatsache entspricht, stellt die Schola Gregoriana am Hohen Dom zu Paderborn unter Beweis. Als genuiner Gesang der römisch-katholischen Kirche wird die Gregorianik  von jungen und vitalen, aufeinander eingespielten Stimmen präsentiert. Alles andere als verstaubt ist dieser Gesang ein Schatz, der gepflegt zu werden hat.

Geleitet wird die Schola von Domkapellmeister Thomas Berning.

 

Bevor Thomas Berning im Jahr 2007 das Amt des Domkapellmeisters am Hohen Dom in Paderborn antrat, machte er sich an seinen vorherigen Wirkungsstätten in Herten (Westf.) und Heidelberg einen Namen als Konzertorganist und inspirierender Chordirigent.

Seit seinem Amtsantritt erfuhr die Dommusik zahlreiche strukturelle Neuerungen. Dazu zählen u.a. der Umbau des Hauses der Dommusik, die Gründung der Mädchenkantorei am Hohen Dom, die Gründung des „Freundeskreises Dommusik“ sowie der Aufbau einer Schulkooperation mit den Michaelsschulen Paderborn. Mit dem Schuljahr 2019/20 ging die Grundschule St. Michael an den Start, deren Schülerinnen und Schüler in enger Zusammenarbeit mit der Dommusik auf die Mitwirkung in den Chören am Dom vorbereitet werden.
Mit nun über 300 aktiven Sängerinnen und Sängern zählt die Paderborner Dommusik zu den großen Institutionen ihrer Art.

Unter seiner Leitung stehen der Domchor (Knabenchor) und die Domkantorei. Mit ihnen gestaltet er die Pontifikalämter an den hohen Festtagen sowie die sonntäglichen Kapitelsämter im Hohen Dom gemeinsam mit der Mädchenkantorei.

In den Domkonzerten unter seiner Leitung brachte er ein breites Spektrum bedeutender Werke zur Aufführung, von Monteverdis Marienvesper über sämtliche Großwerke Johann Sebastian Bachs bis zum Oratorium „L´Apocalypse selon St. Jean“ von Jean Francaix und Leonard Bernsteins Chichester-Psalms.

Jährliche Reisen mit seinen Chören führten ihn u.a. in die USA, nach Israel, Malta, Rom und in zahlreiche deutsche und europäische Kathedralkirchen.

Sein Studium (Kirchenmusik und Orgel – Chorleitung „mit Auszeichnung“) absolvierte er an der Hochschule für Musik Detmold. Er leitete von 1992 – 1995 den Madrigalchor Recklinghausen und gründete dort auch den Vestischen Kammerchor. In Heidelberg leitete er den Konzert- und Kammerchor der Cappella Palatina, in Freiburg zudem den Kammerchor „Concerto Vocale“. Uraufführungen großer oratorischer Werke von Tilo Medek und Friedrich Voss wurden ihm angetragen. Im Jahr 1993 wurde er zudem 1. Preisträger des internationalen „Gottfried-Silbermann-Orgelwettbewerbs

2007 berief ihn die Philharmonische Gesellschaft Paderborn zu ihrem künstlerischen Leiter und Dirigenten ihrer sinfonischen Konzerte. Dort arbeitet er mit namhaften Solisten und Mitgliedern des Niedersächsischen Staatsorchesters und der NDR-Radiophilharmonie Hannover zusammen. Die stilgerechte Aufführung Alter Musik führt ihn regelmäßig mit den Orchestern „Concerto con anima“ (Köln) „Schirokko“ (Hamburg) und dem „Johann-Rosenmüller-Ensemble zusammen.

Seit 2018 leitet er zudem den großen Chor des Städtischen Musikvereins Gütersloh, der jährlich zwei Oratorienkonzerte zu Gehör bringt.

Lehrtätigkeiten an Musikhochschulen begleiteten seinen gesamten beruflichen Werdegang. Seit 2007 unterrichtet er an der Hochschule für Musik Detmold, aktuell in den Fächern Partiturspiel und Liturgisches Orgelspiel.